Vuelta de Andalucia (part ONE)

Vuelta de Andalucia (part ONE) von Dieter

 

oder von Málaga nach Sevilla und zurück

oder in sechs Tagestouren einen Teil von Andalusien erradeln

 

Radreise!

Unsere Radtour durch Südspanien ähnelte nicht den üblichen Touristenrundreisen. Das war auch nicht unsere Absicht. Wir wollten diesmal das schöne Andalusien per Rad erkunden.

Was benötigt man für diese Radreise? Zuerst ein gutes Bike, ein wenig Ortskenntnisse und zu guter Letzt ist die Beherrschung der spanischen Sprache von Vorteil.

Bei der Streckenplanung hatten wir (Manuela und ich) uns vorher eine ungefähre Strecke ausgesucht. Da kann man sich ja von der einen oder anderen Variante überraschen lassen. Außerdem sind wir – trotz des Zeitalters von GPS – ohne ein technisches Hilfsmittel gefahren. Grundsätzlich wäre aber die Benutzung einen GPS- Computers empfehlenswert.

 

Wetter!

Ein Knackpunkt bei Radreisen ist das Wetter. In Andalusien braucht man sich da keine großen Gedanken machen. Dort herrscht ganzjährig bestes Radlwetter. Aber vermutlich ist die beste Reisezeit entweder April oder Oktober. Unsere Wahl fiel auf den Herbst.

Unsere Erwartungen bezüglich „El tiempo“ – dem Wetter, wurden dann aber mehr als übertroffen. Ich bin noch nie Mitte Oktober bei so heißen Temperaturen geradelt!

Einrollen!

Los ging es mit einem kleinen „warmup“ entlang der Küste nach Torre del Mar. Durch die flache Strecke konnte man die Schönheit des ruhigen Meeres genießen.

Wir sind ca. 50 km gefahren, wohl wissend, dass bereits morgen die „Königsetappe“ stattfinden sollte.

 

 

1. Etappe!

Pünktlich zum Start unserer Tour hatte es kurz vorher geregnet. Nein, keine Angst – ich bin auch erschrocken. Aber es sollte der letzte Regen während der nächsten Woche sein. Bei angenehmen Temperaturen nahmen wir den ersten Anstieg in Angriff, die „Reina“ – so quasi der Hausberg von Málaga. Nach 16 ansteigenden Kilometern war dann auch die Passhöhe erreicht. Von dort oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf Málaga und die angrenzenden Hügelketten.

Nach einer kurzen Abfahrt erreichten wir Colmenar – dort hatten wir uns den ersten „café con leche“ verdient.

Im weiteren Streckenverlauf ging es nun ziemlich wellig weiter, so dass die Summe der Höhenmeter ordentlich anstieg. Leider erwischten wir eine ziemlich schlechte Straße (das war aber die Einzige während der gesamten Tour), welche uns einige Zeit kostete. In Villa de la Concepción angekommen, wollten wir in einem „Super“ unsere verbrauchte Energie auftanken. Da noch Siesta war, mussten wir aber noch bis 17 Uhr warten. Man merkt schon – hier in Spanien ist alles ein klein wenig anders wie bei uns.

Das brachte unseren Zeitplan etwas in Unordnung. Lag doch noch der Anstieg zum „Torcal“ vor uns. Das Wetter trübte sich etwas ein, zum Glück blieb es trocken.

Endlich – nach weiteren 10 km erreichten wir die Passhöhe. Jetzt ging es entspannt nur noch bergab. Kurz vor 19! Uhr erreichten wir unser Tagesziel – Antequera.

Der Rücken meldete sich auch schon – hatte doch jeder von uns ein ordentliches „Päckchen“ zu tragen.

In Antequera fanden wir mitten in der Stadt ein schönes Hotel.

Puh – das war eine recht schwere Etappe! Zeigt der Tacho doch 2.300 Höhenmeter. Das Abendessen haben wir dann in einem der recht zahlreichen Restaurants eingenommen.

Da diese Stadt viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, beschlossen wir erst am übernächsten Tag weiter zu radeln.

 

2. Etappe!

Der gestrige Ruhetag hat uns gut getan. Das Wetter zeigt sich bereits mit Sonnenaufgang von seiner besten Seite. Keine Wolke und sehr warm.

Nach dem typischen spanischen Frühstück ging es raus aus Antequera in Richtung heutiges Tagesziel Écija. Vorher mussten wir unsere Rucksäcke noch ordentlich packen – das ist gar nicht so einfach. Da darf nichts drücken, denn schließlich muss man diesen mehrere Stunden am Tag „ertragen“.

Aber zurück zur Etappe: Écija – auch genannt die „Bratpfanne Spaniens“. Was dies zu bedeuten hat, sollten wir im Laufe des Tages noch spüren.

Die Streckenführung war nicht schwer, so dass wir keine Probleme hatten, unseren geplanten Weg zu finden. Es ging zuerst entlang der Autobahn nach Córdoba. Dann nach ca. 20 Km folgten wir einer kleinen Landstraße in Richtung Alameda. Schier entlose Olivenhaine säumten die Straßen. Da gerade Erntezeit war, konnte man beim vorbeiradeln den Bauern zusehen. Welch eine beschwerliche Arbeit! Das wird einem beim Olivenessen gar nicht so bewusst.

Zur Mittagszeit wurde es immer wärmer. Ich schätze mal wir hatten schon über 30 Grad! Welch Wunder – auf unserer Straße war niemand unterwegs – nicht mal ein Auto.

Die Landschaft wechselt nur die Kulturpflanze – nicht mehr nur Oliven, sondern Baumwolle. Komisch – ich wusste gar nicht, daß Baumwolle hier angepflanzt wird.

Nach ungefähr 80 Kilometern wurde es aber höchste Zeit, daß wir unser Tagesziel erreichten. Der Rückwind meinte es auch gut mit uns.

Nach ca. 90 km erreichten wir Écija. Der Ort liegt in einer Art Pfanne – wie oben schon erwähnt, so dass er selbst drei Kilometer vorher nicht zu sehen war.

 

Écija!

Dann aber tat sich ein ziemlich schmuckes Städtchen auf. Die Hotelsuche war etwas schwierig – aber schließlich fanden wir eine nette Unterkunft mit superfreundlichen Wirtsleuten. Ein schönes Städtchen mit großem Hauptplatz. Dort versammelten sich die Menschen und genossen den sehr warmen Abend. Wir bummelten noch etwas durch die Stadt und ließen den Abend dann bei einem Vino tinto ausklingen.

 

3. Etappe!

Nach einer ruhigen Nacht – wahrscheinlich lag es am köstlichen Vino tinto – folgte der Start mit einem spanischen Frühstück (tostadas con tomate y aceite). Ok – das ist vielleicht nicht unbedingt rennradtauglich, aber wir wollten die spanischen Traditionen kennenlernen.

Denn heute galt es ordentlich zu essen. Sollte uns doch diese Etappe bis nach Sevilla führen. Die ungefähre Wegstrecke war so mit 130 Kilometern bemessen.

Bei so mildem Wetter und Sonnenschein gab es keine Motivationsprobleme. Am Beginn hatten wir allerdings leichte Probleme mit der Wegführung – aber als wir die richtige Straße gefunden hatten, rauschte es mit leichtem Rückenwind ordentlich dahin. Wieder keine Autos – nur ab und an ein paar Trucks, welche vermutlich die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Richtung Hafen von Algeciras brachten.

 

Die Landschaft zeigt sich hier in der Umgebung von Marchena (dort machten wir an einer Anhöhe eine kleine „Siesta“) ziemlich flach.

Ideal um gut vorwärts zu kommen. Gegen Mittag erreichten wir dann den Ort Carmona. Hier machten wir erneut eine kurze Pause. Danach ging es weiter in Richtung Sevilla. Leider haben wir uns dann wieder etwas verfahren – das Problem ohne Navi! Na, deshalb wurde die Strecke dann auch länger!

War aber nicht schlimm. Die Ersatzstrecke war schnell gefunden und bei einem „Boxenstopp“ in einer Imbissstube wurden wir ordentlich mit Energie versorgt. Ok – Burger mit Pommes ist vielleicht nicht das Richtige – aber nie war er so wertvoll wie zu diesem Zeitpunkt! Der Wirt erzählt uns dann, daß wir von unserem Ziel noch ca. 25 Kilometer entfernt waren. Somit war die Gesamtdistanz um die 150 Kilometer!

So um 18 Uhr – es war noch angenehm warm – erreichten wir die Stadtgrenze von Sevilla. Claro, que si, das wurde gleich in einem Bild verewigt.

 

Sevilla!

Sevilla ist eine der größten Städte auf der iberischen Halbinsel – und mit einem großen Herz für Radfahrer. So gibt es doch extra markierte blaue Fahrstraßen. Da war es nicht schwierig in das Zentrum zu kommen – immer entlang am Rio Guadalquivir. Im Touristenbüro fragten wir dann nach Unterkünften. Es wurde aber schnell klar dass die Stadt sehr mit Touristen gefüllt war. Wie auch immer, wir fanden eine Unterkunft für die nächsten drei Tage. Eigentlich viel zu kurz für all die Sehenswürdigkeit: die Kathedrale mit der einzigartigen Giralda, die Plaza de España, der Alcázar de Sevilla, die Torre del Oro, um nur Einige zu nennen. Den Flair der Stadt kann man hier nicht beschreibe – einfach selbst hinfahren.

 

4. Etappe!

Nach drei Tagen Pause war die Vorfreude auf die Weiterfahrt groß.

Das heutige Etappenziel hieß Estepa. Wiederum gab es eine kleine Unbekannte – die Distanz. Da Estepa auf einem Hügel liegt, wussten wir bereits jetzt, zum Schluß gibt es noch eine Kletterpartie. Aber zuerst ging es aus Sevilla raus. Zum Glück gab es diesen „Superradweg“. Da könnten sich deutsche Städteplaner mal was abschauen.

Das Wetter war unverändert schön – allerdings hatte der Wind gedreht – jetzt Gegenwind.

Die Strecke führte wieder in Richtung Carmona und weiter nach Marchena. Dieses erreichten wir zur Mittagszeit. Wir beschlossen hier unsere Mittagspause einzulegen. Der Wirt in einem Restaurant wollte uns zuerst gar nicht draußen sitzen lassen – wegen der Hitze. Es war wirklich heiß!

 

Durst!

Viel trinken war angesagt. Nach einer Stunde – bei typischem andalusischem Eintopf – ging es weiter über ziemlich plattes Land. Wir durchfuhren einige Dörfer – die sahen aus wie in einem Italowestern. An einer Tankstelle schüttelte der Tankwart den Kopf. Das mussten wir untersuchen. Durch Manuelas perfekte Sprachkenntnisse stellte sich sehr schnell heraus, daß der Mann gar nicht verstehen konnte, wie man bei dieser Hitze mit dem Rad unterwegs sein könne. Wir versichertem ihm aber, dies sei gar kein Problem. Wichtig war, immer gut trinken. Gestärkt und bestärkt durch Cola und Worte, ging es weiter. Die Landschaft wurde nun etwas hügeliger. Dann endlich – es war bereits Spätnachmittag, konnten wir in der Ferne Estepa erkennen.

Im vorletzten Ort machten wir noch eine kleine Kaffeepause. Das war auch gut so, denn die Rucksäcke wurden langsam merklich schwerer und schwerer.

Am finalen Hügel nach Estepa hinauf mussten wir nochmals mehrere Pausen einlegen. War auch ein langer Tag!

Aber die Vorstellung auf gutes Essen (vielleicht Tortilla) gepaart mit einer tollen Aussicht ließ uns die letzten Kräfte mobilisieren.

In Estepa hatten wir vorher keine Unterkunft gebucht. Doch wir hatten Glück. An der Hauptstraße fanden wir ein ordentliches Hostal – das war in diesem kleinen Ort gar nicht so einfach.

Daß nach einem solchen Tag der Abend kurz wurde, war verständlich. Zum Glück hatte unser Hostal auch sehr leckeres Abendessen zu bieten.

Für eine Stadtrunde waren wir zu müde, aber da die morgige Strecke nicht lang werden sollte, hatten wir uns den Vormittag dafür reserviert.

 

5. Etappe!

Das Wetter war wieder fantastisch – man kann sich gar nicht vorstellen, dass hier die Sonne nicht scheint.

Nach ausgiebigem Frühstück starteten wir unseren Rundgang durch den Ort.

Zum Glück war heute Markt – und fliegende Händler boten ihre Waren feil. Eine gute Gelegenheit sich mit frischem Obst einzudecken. Das Obst ist hier viel besser als wir es von Zuhause aus dem Supermarkt kennen. Ganz oben auf dem Berg gab es noch eine Burg zu bestaunen.

Keine Touristen, ein toller Rundblick – was will man mehr!

Nach dem Mittagessen hieß es dann „Hasta la vista, Estepa“.


Das Thermometer pendelte mittlerweile wieder um die 30 Grad. Die ersten Kilometer ging es ordentlich bergab um dann in eine leicht hügelige Landschaft zu münden. Wir fuhren dann in Richtung Sierra de Yeguas auf einer ganz breiten neuen Straße. Bei uns wären da Autos ohne Ende – nicht so hier. Für Radfahrer sehr angenehm!

In Sierra de Yeguas haben wir uns dann etwas verfahren – heißt, auf einer „alten“ kaputten Straße sind wir dann ca. eine Stunde geradelt. War zwar mühselig, aber die Reifen blieben heil. Wir fuhren hier wiederum nur durch Olivenhaine. Die Sonne brannte und in der Ferne konnte man schon den Torcal erkennen.

Den Rest der Strecke nach Antequera ging es auf einer Hauptstraße entlang. Eine bessere Streckenwahl hätte uns dies erspart – sind die Trucks hier doch ziemlich erbarmungslos. Zum Glück führte uns die relativ kurze Etappe in das bereits bekannte Antequera.

Den ruhigen Abend verbrachten wir in einer kleinen Bar unweit der schönen Kirche „Real Colegiata de Santa Maria La Mayor“.

 

6. Etappe!

Unsere Schlussetappe – nach Málaga. Diese war allerdings auch mit etwas Respekt behaftet. Von Beginn an ging es sofort bergauf. Bis zum Torcal de Antequera ging es so weiter. Das Wahrzeichen dieser Region. Ein weit sichtbares Felsengebilde.

Der Anstieg war zwar nicht lang, aber die Kilometer der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Oben angekommen, genossen wir die herrliche Aussicht und konnten auch den weiteren Verlauf der Etappe „von oben“ betrachten.

Über Villanueva de la Concepción und Casabermeja ging es nach Colmenar. Da waren wir vor ein paar Tagen schon, so schloss sich langsam der Kreis oder soll ich sagen „La Vuelta“?

Nun galt es nochmals alle Kräfte zu bündeln, mussten wir noch den letzten Hügel unserer „Vuelta“ meistern. Nochmals die „Reina“, allerdings von der anderen Seite mit lediglich 300 Höhenmetern. Dafür gab es oben aber auch eine fantastische Aussicht über die umliegenden Berge.

 

Downhill!

Die letzten 20 Kilometer waren einfach nur zur Belohnung. Bis nach Málaga sind es 1000 Höhenmeter bergab!

Der Zufall wollte es so, dass wir unten am Meer direkt in unserer Lieblingskneipe, bei unserem amigo Juán, die Tour beendeten. Beim verdienten Mittagessen ließen wir einen Teil der vielen Eindrücke der letzten Tag Revue passieren.

 

Es war eine schöne „Vuelta“ – Urlaub mit dem Rad ist einfach toll! Nur hier kann man die Landschaft richtig genießen. Und nebenbei verwöhnte uns die spanische Sonne auf grandiose Weise – nur der Ausblick auf unseren bevorstehenden deutschen Winter ließ uns an dieser Stelle kurz innehalten …

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